Open Source: Wer überall offen ist, kann nicht ganz dicht sein?

Geschrieben von Jörg Bonarius am 6. Mai 2015

Auch wenn dieser Ausspruch (leider) nicht von mir stammt – er erscheint mir so passend, dass ich ihn an dieser Stelle unbedingt zitieren möchte. Denn das konsequente Bekenntnis zu offenen Standards und das Engagement zahlreicher Brocade-Kollegen bei Initiativen wie OpenStack, OpenDaylight und OpenFlow zeigt, dass Open Networking bei Brocade keine Worthülse, sondern Überzeugung ist! Dies mag in manchen Ohren zwar etwas befremdlich klingen und auch die Frage, ob sich Brocade dadurch nicht selber seines Verkaufsargumentes beraubt, wurde mir durchaus schon gestellt. Meine klare Antwort: Nein! Denn wer sich und seine IT-Lösungen zu sehr abkapselt, erzeugt über kurz oder lang unzufriedene Kunden – und das kann unmöglich in irgendeinem Geschäftsinteresse sein. Denn aus Anwenderperspektive sind proprietäre Lösungen alles andere als nachhaltig: Man ist abhängig vom Hersteller und dessen Managemententscheidungen und erhält damit bei weitem nicht immer das, was benötigt wird.

Ähnlich argumentierte übrigens auch der Urheber dieses Ausspruchs, den nun die Überschrift dieses Beitrags ziert. Auf der ZKI-Frühjahrstagung hielt Prof. Dr. Gerhard Schneider von der Uni Freiburg einen Vortrag über die Vorteile und Nachteile von Open Source-Projekten. Sein Fazit: Die Mischung macht’s! Denn bei allen Vorteilen, die eine komplette Open Source Lösung hat (unter anderem: der Code und damit die „Denkstrukturen“ hinter der Software liegen umfänglich vor, Investitionsschutz, Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Software) gibt es eben auch Nachteile. Um nur mal einen zu nennen, den jeder nachvollziehen kann, der schon mal programmiert hat: Source Code ist komplex, sehr komplex sogar. Und die Betriebsverantwortung liegt in diesem Fall bei einem selber. Und auch das Argument „Open Source kostet nichts“ ist so nicht ganz richtig – die Implementierung kostet Geld und in der Regel sind immer irgendwelche Anpassungen vonnöten.

Die Argumentationslinie ist aus meiner Sicht sehr nachvollziehbar – und genau aus diesem Grund gibt es Mischkonzepte, die ich an unserem Brocade Vyatta Controller verdeutlichen möchte. Dieser basiert nämlich im Kern auf dem ganz normalen OpenDaylight-Controller. Brocade bietet hierzu aber ergänzende Elemente wie Applikationen und Southbound-Plugins, die in der Open Source-Version nicht enthalten sind. Auch beim Interface haben wir einige Anpassungen vorgenommen. Der Hauptvorteil ist allerdings der Support, den unsere Kunden beim Brocade Vyatta Controller erhalten. Damit ist die Lösung zukunftsfähig, ohne dass aber eine ausufernde DIY-Open Source-Mentalität vorhanden sein muss. Und noch etwas wird hier deutlich – auch das ein Fazit aus dem ZKI-Vortrag in Düsseldorf: Open Source ist schon längst keine religiöse Überzeugung mehr, sondern fügt sich in harte Managementkonzepte.

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